Ich entwickle und verwalte meine Fotos schon seit vielen Jahren mit Adobe Lightroom, und es beeindruckt mich immer wieder aufs neue, was man aus Fotos mit langweiliger, unvorteilhafter Lichtstimmung, falscher Belichtung oder gar aus einem scheinbar uninteressanten Motiv herausholen kann. Und das alles ganz ohne Photoshop und Co. Aber auch aus einem perfekten Foto kann man noch etwas besonderes machen.
Ich fotografiere immer im RAW-Format mit paralleler Erzeugung von jpeg. Wenn ich mir heute meine älteren jpeg Bilder anschaue, bereue ich bei vielen Bildern, dass ich davon kein RAW habe. Auch wenn die von den Kameras erzeugten jpegs überwiegend gut sind, kann man mit RAW oft bessere Bilder erzeugen oder viele Bilder vor dem Mülleimer bewahren.
Auf dieser Seite werde ich ein paar vorher/nachher Beispiele mit Erläuterungen zeigen.
Wenn Ihr euch mehr Beispiele anschauen möchtet, schaut euch meine Seiten in der Adobe Community an. Dort könnt ihr die Bearbeitungsschritte meiner Bilder sogar schrittweise nachvollziehen
Beispiele meiner Lightroom-Bearbeitungen
Der Stuhl steht einsam und verlassen in einem Bach, der durch den Rosengarten in München fließt. Der Besitzer hatte wohl nasse Füße bekommen. Obwohl es ein sonniger Nachmittag war, lag der Bach, abgeschirmt durch den dichten Blätterwald, mehr oder weniger im Dunklen. An einigen lichten Stellen schaffte es das Sonnenlicht dann doch bis aufs Wasser. Der Weißabgleich der Kamera kam mit dem Licht allerdings nicht klar.
Um aus dem flauen Foto ein romantisches Sonnenplätzchen zu erzeugen, brauchte es Dynamik. Dazu habe ich die Belichtung um 0,5 EV reduziert, die Lichter komplett heraus genommen, die Tiefen voll aufgedreht, sowie weiß, schwarz, Kontrast und den Regler für Dunst entfernen, angehoben. Gemütlich wurde es dann durch einen wärmeren Weißabgleich und Anhebung des Dynamikreglers. Eine Feinabstimmung in den mittleren Kontrasten erledigte ich mit der Tonwertkurve.
Die falsche Messung der Kamera bei der Tönung in Richtung Magenta habe ich nicht korrigiert. Im Gegenteil. Ich habe Lila etwas abgedunkelt und etwas mehr gesättigt. Mit dem Korrekturpinsel habe ich noch etwas an dem Licht um und auf dem Stuhl gespielt.
Am liebsten würde ich mich jetzt auf den Stuhl setzen und die Sonne genießen. Aber dann bekomme ich auch nasse Füße.
Das nächste Bild zeigt eine verunglückte Aufnahme eines schwarzen Katers. Ein entfesselter Blitz lag auf dem Boden und war wohl noch mit der Kamera verbunden und wurde ausgelöst. Daher sind Teile des Bildes vollkommen überbelichtet. Ich wollte das Bild schon löschen, dann kam mir die Idee, etwas besonderes daraus zu machen.
Ich habe das Bild auf die korrekt belichteten Teile des Katers beschnitten und mit den Reglern Kontrast, Lichter Tiefen Weiß, Schwarz, Dunst entfernen und Dynamic das Fell zum leuchten gebracht. Mit Struktur, Klarheit und den Schärfereglern wurden Details hervorgehoben.
Das violette Streiflicht kommt aus dem laufenden TV-Gerät.
Nun habe ich einen Radialfilter mit weichem Verlauf über Kopf und Brust gelegt. Alles außerhalb dieses Ovals wurde stark abgedunkelt. Zusätzlich habe ich das letzte Licht mit dem Korrekturpinsel verdunkelt. Da dies immer noch nicht ausreichte, habe ich die Vignette angewendet.
Mit dem Korrekturpinsel wurden dann noch die Augen erleuchtet und das weiße Fell auf Brust und Ohr abgedunkelt.
Das Foto zeigt die Decke des Sony Centers in Berlin.
Um daraus etwas besonderes zu machen, musste ich ordentlich Kontrast ins Bild bringen. Ich habe es also in schwarzweiß entwickelt und mit den Reglern Schwarz und Weiß und der Gradationskurve möglichst viel dieser "Farben" ins Spiel gebracht. Dazu habe ich die Luminanz von blau verringert. Das Histogramm klebt entsprechen am linken und rechten Rand und es bleiben auch kaum Grautöne übrig. Der Himmel ist nun dunkel und die Fächer sind weiß. Damit sich die schwarzen Verstrebungen oder Seile von dem nun fast schwarzen Himmel absetzten habe ich die Klarheit und Struktur voll aufgedreht. Der damit voll übersteuerte Kontrast rahmt die Seile nun weiß ein. Fertig ist der Ventilator.
Die Hay's Galeria an der Themse in London habe ich während eine Schiffsrundfahrt vom Boot aus fotografiert. Es war ein sonniger, leicht diesiger Tag.
Das von der Kamera erzeugte jpeg zeigte zwar etwas kräftigere Farben, aber der Kontrast zwischen Himmel und der Schattenseite des Gebäudes, insbesondere im überdachten Teil, war zu groß, um alle Details abzubilden. Die Tiefen aus dem jpeg konnten nicht mehr sinnvoll aufgehellt werden. Das jpeg war also wertlos, wenn man alle Details des schönen Gebäudes darstellen möchte.
Links sehen wir das RAW-Bild. Die Belichtung war perfekt. Sowohl die Schatten als auch die Lichter wurden vom Schwarzpunkt bis zum Weißpunkt ohne Zeichnungsverlust korrekt erfasst. So konnten das Blau des Himmels und auch alle Farben und Details in der dunklen Passage hervorgehoben werden. Sogar in die dunklen Fensterbögen im EG kann man hineinschauen.
Der "Blaugrüne Jungfernkopf" hing in der Magnolie vor meinem Balkon und war, für eine sonst flink umherschwirrende, fotografisch kaum einzufangende Libelle, sehr geduldig. So konnte ich schnell meine Kamera holen, und zumindest einmal abdrücken.
Naja! Grün auf grün ist wohl nicht gerade ideal. Vor allem, wenn das Insekt klein und der Hintergrund sehr unruhig ist. Die filigrane Zeichnung der Flügel verschwindet dabei komplett im Grün.
Also habe ich das Foto schwarzweiß entwickelt. Das Grün habe ich deutlich aufgehellt und viel Schwarz, Kontrast und Schärfe angewendet.
Voilà! Das Foto hat sich gelohnt.
Die Pilze an dem Baum habe ich beim Wandern in der Nähe von Bad Feilnbach gesehen und einfach von unten mit der Kamera draufgehalten.
Besonders im schattigen Wald kämpft man mit den starken Kontrasten. Das Bild ist zwar nicht überbelichtet, aber mehr als ein helles Grau war aus dem Himmel nicht zu holen. Das ganze Bild ist sehr flau und eigentlich ohne jegliche Ausstrahlung.
Ich habe die Farbtemperatur ein wenig angehoben, links und rechts vom Stamm abgedunkelt, die Dynamik bei gelb und orange angehoben und zuletzt auf die Pilzgruppe im unteren Drittel einen dezenten Lichtspot gelegt.
Nun strahlen Baum und Parasiten im Sonnenlicht.
Nein! Das ist kein Mexikaner auf seinem Esel am Ufer des Pazifiks.
Es ist eine kleine Figur auf einem Esel, der auf einem Stein an der Küste Mallorcas mit Blick auf das Mittelmeer steht.
Es ist ein typisches Scherenschnittfoto. Das interessante ist die von links unten nach rechts oben ausstrahlende Wolkenformation und der Mallorquiner im Zentrum des Lichts. Das originale Weiß, Blau, Grau finde ich langweilig. Daher habe ich mit der neuen Lightroom-Funktion Color Grading die Lichter, Mitteltöne und Tiefen angepasst.
So ergeben die Wolken, die Lichtreflexe auf Wasser, Figur und Stein, sowie der richtige Bildausschnitt, eine perfekte Symbiose.
Dieses Bild entstand auf der Marburg. Ich habe es "rotes Tor" genannt. Es ist perfekt belichtet. Es war allerdings bewölkt und der Himmel im Hintergrund zeigte keinerlei Zeichnung. Für das Ergebnis genügte es nicht, lediglich an Lichtern, Tiefen und Dynamic etc. zu drehen. Hier habe ich Korrektur-, Radial- und Verlaufsfilter verwendet, um eine harmonische Verteilung des Lichts und der Farben zu erwirken. Dem Bildtitel entsprechend liegt ein Spot auf dem roten Tor. Ich musste ein wenig warten, bis keine Personen im Bild waren, habe dann aber doch zu spät abgedrückt. Mit der Bereichsreparatur war das Pärchen aber schnell beseitigt.
Switch the Light on.
Dieses Bild entstand auf der Insel Mainau. Solche Motive - dunkler Tunnel und sonnenbeschienene Häuser - sind für Fotokameras kaum einzufangen. Optimal wäre, hier eine Belichtungsreihe von drei oder mehr Bildern zu schießen und diese als HDR zusammenzufügen. Mit Geisterbilderkennung wäre das mit den sich bewegenden Personen auch kein Problem.
Das von der Kamera erstellte jpeg bildet nur einen Kompromiss zwischen hell und dunkel ab. Das Aufhellen der Tiefen ergäbe nur ein matschiges Farbgemisch.
Aber ich habe das RAW :-) Bei diesem sind Schatten und Lichter nicht beschnitten und alle Details sind noch erhalten. Neben den üblichen Reglern habe ich mit Korrekturpinsel und Radial-Filter die Lichtstimmung angepasst. Damit habe ich auch die Glühbirne eingeschaltet und die Decke entsprechend beleuchtet.
Schaut mal wieder hier vorbei. Es folgen weitere spannende Beispiele.
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